Altenkirchener Zeitreise: Ausstellung beleuchtet Hotels, Kneipen und Cafés
Wer zählt die Hotels, Kneipen und Cafés und nennt die Namen? Die neue Ausstellung im Altenkirchener Historischen Quartier tut es und gibt einen sehr schönen Einblick in die Geschichte der Gastronomie der Kreisstadt in den zurückliegenden 120 Jahren. Und die große Anzahl der Betriebe überrascht!
Altenkirchen. Möglichkeiten, Freizeit abseits der eigenen vier Wände zu gestalten, waren in früheren Jahren längst nicht zu vielfältig, wie sie in diesen Tagen eingedenk des Internets mit all seinen Möglichkeiten daherkommen. Oft blieb vor allem erwachsenen Herrschaften lediglich der Besuch einer Gaststätte, während die „besseren Hälften“ Haus oder Wohnung und Kind(er) hüteten. Die neue Ausstellung „Hotels, Kneipen und Cafés“ unter dem Zeitreise-Label zeigt im Historischen Quartier, dem Altenkirchener Stadtarchiv in der Marktstraße 31, dass diese spezielle Szene in den zurückliegenden 120 Jahren doch sehr, sehr breit aufgestellt war und deswegen den geneigten und interessierten Betrachter zu manch überraschender Reaktion „verführt“. Selbst alt eingesessene Altenkirchener staunen bei der Inaugenscheinnahme der über 200 Fotos und Dokumente ob der großen Zahl der Betriebe. Manche blieben dem Markt nur eine kurze Zeit erhalten, manch andere indes gehören noch immer in den Köpfen vieler zu den Aushängeschildern mit einer langen Geschichte, obwohl sie längst geschlossen sind, die Heimstätten sogar teils der Spitzhacke zum Opfer fallen mussten, weil sie der Sanierung der City im Wege standen. Die Präsentation ist mindestens noch „ein paar Monate, mindestens drei bis vier“ zu sehen, betonen Uli Stope und Wolfgang Becker, der erste und der zweite Vorsitzende des Fördervereins Bismarckturm als Betreiber des Historischen Quartiers.
Viel Zeit der Vorbereitung
Im Rückblick sind Stope und Becker froh, dass sie die Schau für die Öffentlichkeit eröffnen konnten. Denn die Recherche sei sehr aufwendig gewesen. „Rund sechs Monate haben wir benötigt, um alles, vor allem die Fotos, zusammenzutragen“, blickt das Duo zurück, „so lange wie noch nie, um eine ‚Zeitreise-Ausstellung‘ vorzubereiten.“ Deswegen hoffen Stope und Becker, dass sich die Arbeit auch in Resonanz auszahlt. Nach der Eröffnung am Sonntag (21. August) waren selbst am Dienstagnachmittag (23. August) schon weitere Wissbegierige im kleinen, aber feinen Showroom unterwegs, um sich in die Vergangenheit zu begeben – nicht ohne das eine oder andere „Ah!“ oder „Das kenne ich noch!“ über die Lippen kommen zu lassen. Wie hoch letztendlich die Besucherzahl sein wird, vermögen Stope und Becker nicht abzuschätzen. Gezählt wird auf jeden Fall. Da kein Eintritt erhoben wird, freut sich der Förderverein über jede Spende, die ihren Weg ins das große Sparschwein findet, das mitten im Raum auf einem Bistrotisch seinen Platz hat.
Eigener Parkplatzwächter
So erwachen doch einige Hotels, Kneipen und Cafés wieder zum Leben, die nach wie vor Kultstatus besitzen, obwohl in ihnen schon viele Jahrzehnte lang niemand mehr bewirtet wird. Beim gedanklichen Gang durch die Innenstadt vom ehemaligen Blücherplatz (Kreuzungsbereich Rathaus-, Quengel- und Frankfurter Straße) in Richtung „Unterstadt“ erhalten vor allem das Hotel Luyken, die alte Stadthalle, der Gasthof Langenberg mit einer Diskothek im ersten Stock, das „Deutsche Haus“ (noch geöffnet), der „Eckschank“, die „Brückenschänke“, die „Süße Ecke“, das Hotel Weißgerber oder das Café Schneider (seit 1925 als immer noch tätiger Produzent feinster Backwaren bekannt) jeweils dieses besondere Attribut. Und mit ihnen verbunden sind hin und wieder kleine Besonderheiten, wie die Nachforschungen ergaben. So berichtet Stope über die „Süße Ecke“, die einen eigenen Parkplatzwächter gehabt habe und die viele Jahre lang Ziel von Tagesausflüglern aus dem Ruhrgebiet an Sonntagen gewesen sei. Und in der alten Stadthalle traten, so eine Zeitungsanzeige, im Jahr 1974 zur 50-Jahr-Feier des Bestehens der „guten Stube“ die damals bekannten Schlagergrößen Costa Cordalis als auch Cindy und Bert auf, die Wirt Hans Marenbach verpflichtet hatte. Becker selbst erinnert sich, das Fußball-WM-Finale 1954 im Hotel Langenberg im TV angeschaut zu haben: „Wer hatte damals schon einen eigenen Fernseher?“ Im Hotel Weißgerber sei nach Ende des Zweiten Weltkriegs die französische Kommandantur untergebracht gewesen, berichtet Stope und ergänzt mit einem Augenzwinkern: „Das Geländer des ehemaligen Balkons über dem Eingang ist heute noch an einem Haus auf dem Steinchen zu sehen.“
Den Originalartikel finden Sie hier: https://www.ak-kurier.de/akkurier/www/artikel/120049-altenkirchener-zeitreise–ausstellung-beleuchtet-hotels–kneipen-und-cafes
Vielen Dank an Volker Held für das Einverständnis zur Veröffentlichung auf unserer Homepage!